Manchmal streife ich innerlich durch das Haus meiner Kindheit und Jugend, wie ich es nenne. Kein reales Haus, das Haus wohnt in mir, es hat unzählige Zimmer, Kammern, Treppen, Stockwerke. jedes Zimmer trägt eine anderes Kleid, ist erfüllt von einem anderen Geruch, Reale voller Kisten mit Erinnerungen, bekannten und unbekannten. Der Streifzug lässt mich innerlich mal lächeln, mal ist es warm in mir, dann wieder zittere ich oder eine Träne läuft mir über die Wange. Ich nenne das „Erinnerung“
Manchen Raum betrete ich gern, andere meide ich, weil mich ein trauriges, unruhiges Gefühl überkommt, wenn ich an ihnen vorbei gehe.
Ich bin meine Geschichte. Das ist in Teilen wunderbar, warm, intensiv. In Teilen traurig und schmerzhaft. Es ist eine Geschichte, die von Liebe, doch auch von Dreck, Gewalt und Schweigen handelt.
In jedem Menschen wohnt eine Geschichte.
Ob in dir, Deiner Freundin, Deinem Nachbarn, dem Obdachlosen auf der Straße, dem Flüchtling, Deiner Friseurin, dem Mann drei Straßen weiter, der sich wie eine Frau kleidet, der Bedienung in der Bäckerei, in deiner Chefin, Deiner Angestellten, Deinem Arzt, und auch in dem oder der, der:die vielleicht gerade neben Dir sitzt.
Kennst du sie, die Geschichte? Oder hast Du ein Bild, getragen von Deiner Matrix, von Deiner Folie, von einer Schublade, die gefüllt ist mit Konnotationen, Vorurteilen, Zuschreibungen? Niemand ist frei von Vorurteilen und der damit verbundenen „Vorverurteilung“.
In Millisekundenschnelle haben wir ein Bild von jemandem. In der Regel ein Bild, welches nicht viel gemein hat mit dem Menschen, der dahinter steckt. Jenseits all der „Rahmenbedingungen“ wie Status, Geld, Beruf, Amt, Herkunft, Hautfarbe, Kleidung, Körperform, Religion….
Wir sortieren Menschen ein, unweigerlich, Das ist normal und jedem zu eigen. Es hilft uns, uns zu orientieren.
Nur: Wir sortieren ein aufgrund von Informationen, die unser Gehirn, unsere Sozialisation und unserer Erfahrungen in uns manifestiert haben. Und wenn jemand erstmals in eine Schublade reingequetscht ist, hach, dann wird’s schwer, ihn oder sie da wieder rauszukriegen.
Warst Du schonmal überrascht, dass jemand ganz anders ist, als Du zuerst vermutet hast? Vermutlich ja, und auch mir ergeht ab und an so.
Mein Wunsch, meine Bitte:
There is always a story behind. Listen.
Es ist immer eine Geschichte dahinter. Höre zu. Frage nach, Interessiere Dich.
Ich verspreche Dir, Du wirst an der einen oder andren Stelle überrascht sein. Dass die Frau mit dem Kopftuch fließend deutsch spricht hier geboren ist und sich als Feministin bezeichnet, dass der Kerl mit den lackierten Fingernägeln ein herzensguter, „normaler“ Mensch ist, der mit der CDU sympathisiert. Dass die Bäckereiverkäuferin hochintelligent ist und nur aus Leidenschaft dort arbeitet, dass der Therapeut vielleicht ein menschenverachtendes Arschloch ist. Dass die Lehrerin ihre Kinder ganz und gar nicht pädagogisch erzieht. Dass der (unbewusst!) als „Islamist“ einsortierte Nachbar Erzieher im Kindergarten ist und die Grünen wählt.
Wir nehmen so vieles vorweg, ohne unser Bild zu überprüfen. Und das gibt so vielen Menschen keine Chance, anderen gibt es einen vorauseilenden Bonus, den sie gar nicht verdient haben.
Wie ich es sehe:
Dein Status, Deine Körperform, Deine Bildung und Dein Intelligenzquotient, Deine Zertifikate, deine Titel, Deine Herkunft etc. sind mir herzlich egal. Mich beeindruckst Du in keiner Form mit einem teuren Auto, einem Professorinnentitel und einer Visitenkarte, die fast zu klein ist, um all Deine Qualifikationen aufzuzählen. Mal ehrlich, ich sitze lieber mit einer Handvoll Menschen zusammen, die ehrlich sind, authentisch und das Herz am richtigen Fleck haben, als mit Menschen, die glaubten, sie seien qua Herkunft, Position oder was auch immer per se besser als andere (und oft sind sie emotional eher, naja, sagen wir suboptimal unterwegs).
Ich stamme selbst aus sogenannten einfachen Verhältnissen. Und was genau sieht man mir nun an, wenn man mich sieht? In welcher Schublade stecke ich, wenn man mich noch nicht richtig kennt? In der der „Arbeiter:innenklasse“, dies wäre dann das Herrkunftsding, oder eher in der des „philosophischen Zirkels“? Ist mir erstmal recht egal. Und qua Geburt und Sozialisation, Werdegang kenne ich sehr unterschiedliche Welten. Und keine davon ist „besser“ oder „schlechter“. Grüße gehen raus an die Nordsee 😉 Soll ich jetzt die Tatsache, dass ich als erste in einer langen Ahnenreihe Abitur gemacht und studiert haben, wie ein „Prädikat“ vor mir hertragen? Nein. Ich BIN meine Herkunft, und sie macht mich erstmal weder zu einem guten oder schlechten Menschen. Ich wüsste in keinster Form, warum ich mich schämen sollte, aus sogenannten „einfachen“ Verhältnissen zu kommen. Und das „einfache Verhältnis“ ist eine negativ besetzte Konnotation, es wird zu häufig verbunden mit „dumm“, „schlicht“ etc. Ich habe als Mitarbeiterin eines Wohnheimes mit Menschen mit sogenannter Intelligenzminderung wundervolle, glückliche Menschen kennengelernt. Deine Taten, Worte, Dein Umgang mit Mitmenschen macht Dich aus. Und nicht Dein IQ und Deine „Leistungen“ und Schulnoten.
DU interessierst mich, Deine Geschichte, Deine Emotionen, Deine Freude, Deine Ängste, Dein Schmerz. Deine Träume, Deine emotionalen Glücksmomente, Dein Scheitern und Deine Leidenschaften.
Nur wenn wir es uns erlauben, unsere eigene wirkliche Geschichte jenseits biographischer Daten und Äußerlichkeiten zu erzählen und anderen zuhören und nach ihren Geschichten fragen, lernen wir uns wirklich kennen. Wir können verstehen, einordnen, besser auf den:die anderen eingehen. Grenzen besser akzeptieren.
Vielleicht verstehen wir an der ein oder anderen Stelle plötzlich, warum die Freundin immer sehr sensibel reagiert, wenn Du zu spät kommst. Warum ein anderer in den Panikmodus gerät, wenn sein Gegenüber eine fast nicht wahrnehmbare Geste macht, wie zum Beispiel die Hand zu heben. Vielleicht fängt jemand an zu weinen, wenn Du ein freundliches Wort sagst.
Wir alle agieren und reagieren aufgrund unsere Geschichte, Erfahrungen, Sozialisation, frühkindlichen Prägungen. Das ist vordergründig nicht immer verständlich und wirkt oft irrational. Doch es ist RICHTIG, denn für diesen Mensch ist es so.
Lasst uns zuhören, hinschauen, hinterfragen, hinter die Kulissen sehen, denn wir alle spielen vorne auf der Bühne oft eine Rolle, die nur einen winzigen Teil von uns zeigt. Alles andere verstecken wir oft aus Angst, aus Unsicherheit, aus mangelnder Selbstliebe, aus Sorge, nicht geliebt und anerkannt zu werden. Aus Sorge, belächelt, veralbert, angegriffen, diskriminiert, herabgewürdigt zu werden. Nicht genug zu sein.
Jeder Mensch hat eine Geschichte. Höre zu, frage nach, sei aufmerksam, wirf all die in dir entstandenen Schubladen, in die die Menschen nicht hineingehören, fort. Niemand ist ein besserer oder schlechterer Mensch durch gute Kleidung einen bestimmten Beruf, einen bestimmten IQ (der im übrigen nichts mit dem emotionalen IQ zu tun hat, auch das ein Vorurteil 😉, es gibt emotionale Vollpfosten unter den sogenannten „Intellektuellen“ genauso wie emotionale „Meister:innen“ unter Menschen sogenannter „einfacher“ Herkunft) hat oder den Knigge beherrscht. Die Gabel in der „richtigen“ Hand zu halten, macht mich nicht weniger oder mehr wertvoll. Und ich geb auch nichts drauf, ob Du Goethe aus dem FF zitieren kannst. Vielleicht bist Du dafür nicht in der Lage, Dein Auto allein zu reparieren (das eine könnte mutmaßlich im Alltag deutlich hilfreicher sein). Oder freundlich mit Deinen Mitmenschen umzugehen.
Niemand ist frei von Vorteilen, erlauben wir uns und anderen, sie zu überprüfen. Erlauben wir uns und anderen, den Menschen dahinter zu sehen.
Wenn Du wissen möchtest, wie das geht, einen Menschen zu „sehen“, seine Geschichte zu erfahren, die richtigen Fragen zu stellen, aktiv zuzuhören, Dich ganz auf einen Menschen einzulassen – melde Dich gern bei mir. Ich hätte da ein paar Methoden aus der Gesürächsführeung, mediation, aus dem coaching und aus der Beratung und Therapie in petto.
Möchtest Du mir Deine Geschichte erzählen?
Her damit, ich liebe Geschichten!! Die wirklichen, echten, die vom Leben handeln, von Freude und Glück, von Liebe und Wärme, vom Scheitern, vom Loslassen, von der Angst, der Trauer, von Träumen und all dem.
Ich bin privat und beruflich eine geübte und versierte Zuhörerin, ich trage viele Fragen in mir. Und übrigens: Bei mir darf man lachen und weinen, ängstlich und freudig sein, wütend und überbordend fröhlich. Denn das alles gehört zu Dir und ist deshalb alles RICHTIG. So wie Du richtig bist.
Du bist Deine Geschichte. Und Du hast wie jeder andere Mensch auch eine spannende, bereichernde Geschichte. Erzähl sie mir, ich schreibe sie für Dich auf. Ich erzähle Sie dir und anderen, wenn du das möchtest. Ich erzähle sie auf Deiner Trauerfeier, auf Deinem 70. Geburtstag, auf Deiner Housewarming Party oder wo auch immer.
Ich verpack sie in ein Textdokument, ein (kleines) Buch, ein Gedicht, einen poetry slam, ein Fotobuch, ich erzähl sie Deinen Freund:innen, deinen Kindern und Kindeskindern. Wünsch Dir was 😉
Schreibe mir, rufe mich an, schick mir gleich eine Nachricht.