Wem soll ich genügen, welche Rolle spiel ich heut?
Ich entscheide, welches Gewand ich heute trage, welcher Hut es sein darf.
Bin Meisterin der Masken.
Ich bin viele, trete nie selbst in Erscheinung.
Vor vielen Jahren erschuf ich Gefährtinnen, die an meiner statt in der Welt bestehen, wie die Heldinnen in den großen Geschichten.
Ich selbst darf nicht erkannt werden – bin nicht geschaffen für die Gnadenlosigkeit der Welt.
Bin mal leise, sensibel und verletzlich, mal groß und stark doch nie bereit, mich selbst da draussen zu zeigen.
Schicke meine Masken draußen ins Gefecht –
Wer passt heut ins System? Wer darf heut vorne auf der Bühne stehen?
Die Rebellin?
Lederjacke und zerrissne Jeans – sie sitzt gern am Tresen mit einem doppelten Whisky in der Hand und zeigt der Welt den Mittelfinger. Regeln sind da, um gebrochen zu werden und die Welt darf sich gern ins Knie ficken.
Die Unnahbare?
Seriös, intellektuell, sie meldet sich selten zu Wort, fast umgibt sie ein Hauch von Hochmut, der doch nur ihre Unsicherheit verdeckt – sie ist eine exzellente Beobachterin.
Pippilotta Ronja Langstrumpf Räubertochter?
Bunt und wild und frei – barfuß durch Pfüten tanzend darf die Welt sein, wie sie ihr gefällt, frech und wunderbar und das einzige, was die Welt braucht, ist mehr Pippi im Leben.
Die Löwenmutter?
Würdevoll und ein bißchen weise beschützt sie die ihren bis aufs Blut. Sie trägt ein warmes wunderbares Herz in sich, doch kommst Du ihrem Rudel zu nahe – wirst Du diesen Schritt auf ewig bereuen.
Wir sind viele – und ich entscheide, wen Du sehen darfst.
Du glaubst, mich zu sehen, zu erkennen? Diese Illusion kann ich dir nehmen.
ich zeige mich nie, nur in den Rollen, deren Drehbücher ich selbst schrieb.
Vor vielen Jahren sah ein kleines, schüchternes Mädchen neugierig und sanft, mit grossen, tiefblauen Augen in die Welt.
Und sie erkannte, dass die Welt nicht nur aus Liebe, sondern genauso aus Verrat, Dreck und Gewalt besteht.
Und hinter der Mauer erwachsenen Schweigens sah sie: Die großen Leute sind alles nur Scheinriesen.
Um in dieser Welt zu bestehen, um sich selbst nicht in aller Verletzlichkeit und Weichheit zu zeigen, erschuf sie die Gefährtinnen.
Fortan vertraten wir sie, draußen in der Welt.
Und beschützen so ihren sensiblen, weichen, verletztlichen Kern. Wir ermöglichen es ihr, sich zu verstecken.
ICH gestatte Dir nicht den Blick auf meine Achillesferse, auf die verletzliche Stelle, die das Drachenblut damals nicht erreichte. Es ist verbotenes Terrain. Mein Vertrauen gibt’s nicht als Geschenk.
Solltest du es wagen, mich zuviel zu fragen, mir zu nah zu kommen, einen Versuch wagen, in mein Innerstes zu sehen –
sei gewiss – ich werde zurückweichen, sieben Schlösser und acht Siegel umgeben uns.
Meine Gefährtinnen werden sich dir geschlossen in den Weg stellen…
Der Preis für die Maskerade?
Wer bin ICH noch, ging ich verloren in meinen eigenen Inszenierungen? Find ich mich noch unter all den Geistern, die ich rief?
Wird es mir eines Tages gelingen, mich wiederzufinden? Bin ich die Summe all meiner Rollen, Masken und Gewänder? Oder nichts von alledem? Werden wir eines Tages zu einem ganzen verschmelzen mit allem, was uns ausmacht?
Wenn mir das eines Tages gelingen sollte – welch Meisterstück!
Und an jenem Tage werden wir eins sein
und ich werde dastehen mit mir selbst als Ganzes
als bunte, wilde , rebellische, intellektuelle, würdevolle und weise Alte.
Ich bin Tanja, und ich habe rezidivierende/wiederkehrende Depressionen.
(Isso, Teil meines Lebens und für mich nicht wünschenswert, aber „NORMAL“)
Es sollte normal und nicht mutig sein, über „Schwächen“, „Fehler“, Ängste, Überforderung zu sprechen.
was wäre das für eine schöne welt 😊
wir dürften sein was wir wollen, eine depression ist genauso normal wie eine grippe,
niemand schämt sich für zu dick, zu dünn, zu behaart, zu anders, zu überhaupt.
wir begreifen, dass nur unsere gesamte gefühlsklaviatur uns zu menschen macht,
dass gefühle zu haben, sie zu akzeptieren und durch sie hindurchzugehen, balsam und medizin für die seele ist.
wir sehen jegliche sexuelle orientierung als das an, was sie ist: normal.
wir begreifen, dass krankheit, kummer, krebs, einsamkeit, überforderung, burn out….NORMAL sind und nicht die ausnahme.
wir begreifen, dass unsere unterschiede und unsere individualität uns ausmachen, nicht unsere anpassung an die norm. wir begreifen, dass wir uns als MENSCHEN mögen, wegen unserer eigenschaften, nicht wegen unserer leistung, unserer errungenschaften und unserer körperform.
LASS MA aufhören, Dankbarkeitstagebücher zu schreiben und lieber echte Tagebücher schreiben, die vom echten Leben.
LASS MA aufhören, zu fragen, ob ALLES GUT ist (bei wem ist ALLES gut???), lass ma fragen WIE es gerade ist und zuhören, wenn das Gegenüber antwortet.
LASS MA echt sein. LASS MA alles teilen, Glück und Freude, Trauer und Schmerz, denn geteilt und gemeinsam getragen ist immer schöner.
LASS MA einfach einander wirklich zuhören, wirklich akzeptieren, lass ma fehlerfreundlich sein, lass ma aufhören.
LASS MA herrlich unperfekt sein, mit Cellulite, Haaren da, wo sie nicht wachsen sollen, Falten am Hals, zu glatten Haaren, zu lockigen Haaren.
LASS MA mehr über unsere sogenannten Schwächen reden, dann fühlen sich viele auch nicht mehr so allein.
LASS MA verstehen, dass nicht immer alles gut wird, dass die Zeit nicht alle Wunden heilt und nicht jedes schmerzhafte Tal, welches wir durchschreiten, uns stärker macht. Dass nicht immer alles einen Sinn hat und nicht immer eine Botschaft hinter allem steht.
LASS MA besser miteinander sein.
Für eine echte Welt. Gelebte und nicht nur auf den Lippen getragene Toleranz. Gelebtes Mitgefühl. Gelebte Empathie.
und ich bin weder heilige noch hure. weder mutter theresa noch der dalai lama. bin mensch mit all meinen wunderbaren fehlern. ich begehe fehler, verletze menschen, bin unachtsam gegenüber anderen. manchmal. ich hoffe, dass ich es schaffe, es meistens besser zu machen. wenn nicht, entschuldige ich mich immer gerne. entschuldigungen können etwas großartiges sein. für den anderen und auch für einen selbst. und für den zwischenmenschlichen frieden.
meine werte, meine haltung, meine erfahrung meine sicht. die brauchst du nicht teilen. gefällt es dir nicht, zieh weiter. möchtest du konstruktiv diskutieren, gerne, nimm kontakt zu mir auf oder kommentiere auf allen vorhandenen kanälen. gefällt es dir, tue es kund, bei mir auf instagram, facebook, auf meiner Homepage und bei anderen on- und offline. (Werbung für sich selbst machen ist irgendwie komisch, aber notwendig…)
Ich stehe
FÜR
#toleranz gegenüber #vielfalt und #individualität
#authentizität (mag ich nicht mehr so richtig, weil inflationär verwendet, dennoch trifft es den punkt)
#kleinschreibung 😉
#entstigmatisierung aller menschen, die in not sind, die einer minderheit oder einer diskriminierten gruppe angehören
#perfektunperfektsein
#zivilcourage und bedingungslose #parteilichkeit bei einseitigem unrecht, gewalt und co.
#gefühlsmut
#allvibeswelcome als bollwerk gegen #goodvibesonly
mehr #wut (wut ist sooooooo wichtig, als gefühl! wie du sie dann kanalisierst oder ausagierst, ist etwas anderes)
GEGEN
#diskriminierung
#intoleranz
#konformität
#unechtsein – meint, nicht mann:frau selbst zu sein, sich an attributen festhalten, an zwängen, die die gesellschaft uns auferlegt und denen wir oft auch unbewusst genügen
#toxicpositivity
#glücksdiktatur
#dominanz
#vorverurteilungen
#selbstgefälligkeit
#arroganz
#geschlechterzuschreibungen
…..to be continued
Gefühlsmut
ist für mich die bedingungslose artikulation und wahrnehmung eigener gefühle. radikale akzeptanz und solidarität wie loyalität mit eigenen gefühlen und denen anderer menschen. gefühle sind NIEMALS verkehrt, alle gefühle haben ihre berechtigung. die Unterscheidung in gute und schlechte gefühle impliziert eine rangfolge: gute gefühle darf ich haben, schlechte nicht. (mehr zu gefühlen gibts bei google. oder nimm kontakt zu mir auf)
Bullshit.
gefühle sind ALLE RICHTIG, IMMER. gleich wichtig und gleichberechtigt. sind uns wegweiser, leitplanken, lots:innen im umgang mit uns selbst und anderen.
fehlt uns ein teil unserer emotionen, weil wir sie verdrängen oder andere sie uns absprechen wollen, dann fehlt uns orientierung im umgang mit uns selbst und auch mit anderen menschen. Woher soll ich wisseen, wie es Dir wirklich geht, wofür Du wirklich sthest, was Du wirklich brauchts, wenn Du es mir nicht sagst aus Angst, Scham, Schuld? Ein „“Geht schon“, „ALLES gut“ hilft mir in keinester Form weiter, mit Dir angemessen umzugehen und Deine dahinterliegenden Bedürfnisse zu erkennen.
gefühle zu unterdrücken, zu negieren ist ein kraftakt, den du nicht gewinnen kannst. der versuch, sie in den keller zu sperren, führt dazu, dass sie mit aller macht zurückkehren. Sie suchen sich ihren weg –
im zweifel durch körperliche oder psychische erkrankung. ob depression, burn out, bandscheibenvorfall: nicht immer, aber oft eine konsequenz, dass du deine gefühle und bedürfnisse unterdrückt hast.
umgang mit menschen in not, krisen etc.
ob körperliche oder psychische erkrankung, schicksalsschlag, verlust or whatever.
meine eigene erfahrung und das, was ich beobachte, ist:
Vordergründig heißt es: Ich bin immer für Dich da, Du kannst mir alles erzählen, Du kannst mir vertrauen, ich bin tolerant und offen für alles…..usw.
sorry, ich kann nur von meiner erfahrung mit depressionen und einem riesenberg von trauer und anderen, sagen wir, unannehmlichkeiten in den vergangenen Jahren sprechen, in alles andere versuche ich, mich hineinzufühlen.
meine erfahrung am beispiel meiner eigenen lebenskrisen: zu beginn geht’s grad noch so, mitgefühl etc vorhanden. dauert die krise, depression or whatever länger an und ist ggf. sehr massiv:
ich schwör, genau SO geäußerte Zitate in meinem Umfeld:
„jetzt ist aber langsam gut.“
„du musst NUR loslassen.“ (und dann???? ich verrate ein geheimnis: nichts kam zurück.)
„Deine schlechte Laune kann ja auch niemand ertragen“
„du willst ja auch immer alles“ (sätze mit IMMER sind ein generelles NoGo!)
„ab jetzt bitte nur noch gutes, ich kann das gejammer nicht mehr hören“
(sorry, ich kann das gejammer über das gejammer auch nicht mehr hören)
„Lächel doch mal“
„Du brauchst, Du musst, Du solltest….“
„ich weiß GENAU, wie du dich fühlst.“
(sorry, niemand weiß genau, wie der:die andere sich fühlt, schliesslich bist Du nicht sie:er.)
„Stell Dich nicht so an.“
(ich stell mich nicht an, ich bin krank/in einer krise/voller trauer…..würdest du eine:r bettlägerigen, beatmeten intensivpatient:in das auch so sagen???)
(nur weil du meine einschränkungen nicht sehen kannst, heißt das nicht, dass sie nicht da sind. if my wounds were visible, you would react otherwise.)
„Ich kann es nicht ertragen, dass es Dir so schlecht geht, deshalb will ich Dich erstmal nicht mehr sehen“ (na glückwunsch, sag doch mal zu einer:einem Sterbenskranken: „Ich will Dich nicht mehr sehen, ich kann Deinen Krebs oä. nicht mehr ertragen“ Geht’s noch? sorry, dass ich sterben muss, wäre da wohl die angemessene replik.
„das ist doch jetzt vorbei“
(ah ja, könnte ich umformen in: dein vater ist doch gestern gestorben, das ist doch also jetzt vorbei, was trauerst du also noch?)
„Du könntest Deinen Egoismus auch mal beiseite schieben“
„ich verstehe jetzt nicht, wo das problem ist“
„man kann doch nicht immer über alles reden (IMMER, über ALLES 😉)
„Du bist ja auch IMMER so empfindlich, sensibel….“
(wenn du meinst, ich bin ein mensch mit einem weichen, sensiblen herzen und gefühlen, die mensch verletzen kann, dann danke für das kompliment)
„nun sei mal nicht so aggressiv“ (äh, bitte, wer hat mich grade eben verletzt und niedergetrampelt und wirft mir jetzt vor, wütend zu sein?)
„guck doch mal, was DU dazu beigetragen hast. Du hast doch bestimmt……“
(…einen zu kurzen rock getragen, geflirtet, bevor du vergewaltigt wurdest, dein gegenüber provoziert, bevor er:sie zugeschlagen hat….supersache! – (nein, ich habe (fast) keine derartige körperliche gewalt erlebt, aber weiße, saubere, psychische gewalt in hinreichender form))
„ALLES WIRD GUT“ (bullshit, du bist doch keine hellseher:in, oder?)
„Ich verspreche DIR, das und das WIRD passieren“ (dito)
„das kann man so nicht fühlen/denken/sagen/sehen“
(äh, ich darf also weder meine gefühle fühlen noch meine gedanken denken noch meine meinung haben???????? geht’s noch??)
„da muss man nach vorne sehen“
(da sollte man sich mal mit den eigenen gefühlen beschäftigen, kann helfen, hab ich mir sagen lassen. und innehalten hilft auch)
„lebe doch nicht IMMER in der vergangenheit“
(äh, ich lebe und atme aktuell in 2022, und wenn ich mich mit meiner vergangenheit, meiner sozialisation, meinen frühkindlichen prägungen, traumata und meinem sozialen und psychologischen familienerbe beschäftige, ist das MEINE sache. es ist HILFREICH, eine form der therapie, eine hilfe dabei, MICH zu verstehen, traumata zu verarbeiten – wenn das „in der vergangenheit leben“ ist, dann gerne. wenn das grab meiner mutter zu besuchen und an sie zu denken und ein paar tränen des vermissens laufen zu lassen, in der vergangenheit leben ist, dann sehr gerne. das mit meiner mutter würde ich dann schlicht liebe nennen.)
diese liste ist noch um einiges erweiterbar, aber ich denke, das vermittelt erstmal, wie mit menschen umgegangen wird, die tief in der scheisse stecken. Ich habe viele Menschen gesprochen, denen es ähnlich ergangen ist.
ungebetene, unangemessene Ratschläge
(stell dir mal vor, du bist fahranfänger:in, hast das vergnügen, dass eine „erfahrene“ beifahrer:in (vielleicht unsäglicherweise vater oder mutter) neben dir sitzt. du bist unsicher, unerfahren, die anwesenheit des menschen neben dir setzt dich zusätzlich unter druck. hilft es dir, wenn dein:e beifahrerin unaufhörlich sagt, was du tun oder lassen sollst, dich kritisiert, ungefragt ihre unendliche weisheit von sich gibt? übrigens geht das auch hervorragend nonverbal und ist genauso anstrengend)
absolut nicht hilfreiche kalendersprüche, die einfach mal gar nichts aussagen:
schließt sich eine tür, geht eine andere auf. ach echt? meine Erfahrung: nicht selten schliessen sich gleichzeitig oder nacheinander mehrere türen und nix geht mehr auf.)
übergriffiges verhalten: ich weiß, was DU brauchst, und wenn du meine hilfe nicht annimmst, bin ich beleidigt, „ich wollte doch nur das beste für dich“
(sorry, wenn du auberginen ekelhaft findest und jemand dir wiederholt auberginenauflauf vor die tür stellt, würdest du jedesmal hurra schreien? „ich wollte doch NUR helfen.“ )
anstatt nachzufragen, zuzuhören, hineinzuhören, sich in die:den andere:n hineinzufühlen, haben viele menschen ein bild fertig, bereits, BEVOR sie mit dir gesprochen haben. und aufgrund dieser matrix handeln, sprechen und agieren sie – und wenn du ihnen widersprichst und nicht so funktionierst, wie sie erwarten, na dann hallelujah!
sie vergessen dabei kurz mal, dass sie ein menschliches gegenüber haben und es EVENTUELL hilfreich sein könnte, das Gegenüber zu fragen:
Was brauchst DU?
Wie fühlst Du Dich?
WIE kann ich Dir helfen?
Möchtest Du, dass ich Dir helfe?
Möchtest Du , dass ich Dir einfach nur zuhöre, MÖCHTEST du meine meinung hören, möchtest du meine hilfe, möchtest Du, dass ich Dich in den arm nehme…etc
stattdessen wird ein Mensch mit depressionen, ein mensch mit krebs oder irgendeiner anderen scheisse am hals quasi entmündigt, er:sie hat sich dem selbsternannten hilfesystem zu ergeben und gefälligst das anzunehmen und zu befolgen, was die anderen für das beste halten. na vielen dank auch, dass ich kein denkendes und fühlendes individuum bin, welches eigene bedürfnisse haben darf. könnte, wenn ich sie nicht schon hätte, zu depressionen führen.
schuldzuweisungen, vorwürfe, victim blaming, täter-opfer-umkehr etc (alles bitte googlen) sind ABSOLUT KONTRAPRODUKTIV für menschen, die schon ein monströses päckchen tragen
alles selbst erfahren und bei anderen beobachtet!!!
und: nein danke, ich brauche weder alte weiße männer, die mir die welt erklären noch andere selbsternannte expert:innen, die besser als ich wissen, was ich brauche. und spreche damit vermutlich vielen vielen menschen aus dem herzen.
buchtipp an dieser stelle: megan devine „its okay when youre not okay“, barbara ehrenreich „smile or die“
Die beschriebenen verhaltensweisen und sätze produzieren scham und schuld, sie führen zu schweigen, rückzug, isolation, verstärkung der seelischen not. im zweifel, im ernstfall, führen sie zu suizid. die meisten menschen, die sich suizidieren, wollten nicht ihr leben beenden, sie wollten nur SO nicht mehr leben. dies äussern viele menschen, die (nicht erfolgreiche) suizidversuche begangen haben. bei denen die „erfolg“ hatten, finden sich solche aussagen nicht selten in abschiedsbriefen.
JA, ich habe mit in meinen tiefsten tälern mit den spielarten des suizid beschäftigt. warum ich ich den einen schritt weiter nicht gegangen bin? frag mich gerne persönlich.
KURZUM, dies wäre noch ewig auszuführen.
, meine Botschaft, mein Wunsch, mein Appell an alle:
wendet sich jemand in not an dich und vertraut dir soweit, dass er:sie dir das herz ausschüttet und damit vor die füße legt, BITTE nicht drauf treten. wer sich öffnet, macht sich verletzlich, also obacht, sensibilität, achtsamkeit, aufmerksamkeit, vorsichtig sein und vorgehen!!
ZUHÖREN und dann erstmal punkt. ZUHÖREN, NACHFRAGEN. in eigenen worten wiedergeben: stimmt es dass du dich …….. fühlst?
(google: aktives zuhören, paraphrasieren, explorieren. gewaltfreie kommunikation nach marshall rosenberg)
wer sich VERSTANDEN und aufgehoben fühlt, wer sich ernstgenommen fühlt, öffnet sich weiter, lässt sich fallen, ist dir dankbar für deine reaktion, du wirst es merken.
BEDINGUNGSLOSE akzeptanz der gefühle des:der anderen. BEDINGUNGSLOS. du brauchst es nicht nachvollziehen können, wenn du selbst in einer solchen Situation nicht steckst. Wichtig ist: VERSTEHEN, WIE dein GEGENÜBER sich fühlt.
HALT. keinen schritt weiter. keine lösungen, keine ratschläge. beides sind schläge.
Megan Devine: „some things cannot be fixed. they cann also be carried.“ ….und gemeinsames tragen ist bei scheißschweren päckchen einfach mal cooler.
gefühle müssen weder gelöst noch wegradiert noch ausgelöscht werden, nicht jede Situation erfordert eine SOFORTIGE Lösung. (außer die waschmaschine ist kaputt und du hast nichts mehr zum anziehen)
erstmal: solidarität, VERSTEHEN, empathie, perspektivwechsel, versuche, so weit es möglich ist, die welt mit den augen des:der anderen zu sehen
und wieder halt: erstmal innehalten. JETZT kannst du fragen:
WAS möchtest du von mir. was wünschst du dir von mir. was nicht. WELCHE Unterstützung könntest DU brauchen, möchtest Du meine Unterstützung. WAS, Wann, wo, wie brauchst du, was kann ich für dich tun?
DU hast KEINE ahnung, was Dein gegenüber braucht, will, wünscht, wenn DU NICHT FRAGST. deine vorgefertigten lösungen, ratschläge etc. halte bitte zurück und gleiche sie erstmal mit den Bedürfnissen des:der andren ab.
wenn dein gegenüber und du überein gekommen sind, was er:sie braucht und wie du dabei unterstützen kannst, dann darfst du tätig werden. ABER ERST DANN, und wenn du die erlaubnis dazu hast (außer jemand ist akut suizidgefährdet oder ähnliches!!!!!!!!!!!!
allgemeingültig: sei da, höre zu, stehe, wenn möglich, tag und nacht zur Verfügung, respektiere jedoch auch DEINE grenzen. Wenn du selbst an den rand deiner kapazitäten kommst, FORMULIERE es: „Ich unterstütze dich gern, doch momentan überfordert es mich. das ist die grundlage dafür, dass ihr gemeinsam schauen könnt, wie es weitergehen kann. niemandem hilft es, wenn Du Dich selbst durch Deine Unterstützung in einen Burn Out oder ähnliches manövrierst!!! es ist im übrigen auch wenig hilfreich, dein gegenüber dafür (lautstark) verantwortlich zu machen. (nochmal: google gewaltfreie kommunikation nach marshall rosenberg)
KURZUM:
bedingungslose solidarität und keine übergriffigen hilfszwänge, nicht immer gleich lösen wollen, mitfühlen, nicht mitleiden!
mach dir bitte klar, dass menschen, die in einer krise stecken, oft multidimensional betroffen sind
beispiel: du hast depressionen, gegebenenfalls unglückliche Verkettung: arbeitsplatzverlust, verlust von freude am leben, verlust von freund:innen, die nicht damit umgehen können, langwierige auseinandersetzungen mit arbeitsagentur, krankenkasse, odyssee durch das (nicht immer hilfreiche) deutsche gesundheitssystem, falsche medikation, drohende armut, vorwürfe von außen, vorwürfe von innen, schuld, scham, selbstzerfleischung……..nur ein Beispiel!
Wenn Du mehr dazu wissen möchtest, unter anderem darüber, wie man als angehörige:r, kolleg:in, freund:in, nachbar:in, chef:in mit menschen in krisen oder not bzw. ähnlichem umgeht, schreibe mir (links siehe unten).
FÜR bedingungslose solidarität mit den gefühlen anderer, bedingungslosen gefühlsmut, gegen selbstoptimierung, gegen die beste version unseres selbst, für die ECHTESTE version unseres selbst.
Für bedingungslose Solidarität und toleranz gegenüber menschen in krisen, menschen in diskriminierungssituationen, menschen, die auf welche weise auch immer in der scheiße sitzen.
URTEILE NIEMALS über jemanden, solange Du nicht eine Weile in seinen:ihren schuh gelaufen bist. Never judge a book by his cover!
überlege, was du dir selbst in solchen Situationen wünschen würdest. und was nicht. welche gut gemeinten ratschläge, meinungsäußerungen etc haben dich vielleicht schon verletzt? wann fühltest du dich abgekanzelt, nicht ernst genommen etc….??
streiche die satzanfänge „Du müsstest…, Du bräuchtest…., Du solltest….“ aus Deinem Wortschatz. darfst du zu dir selbst sagen, aber bitte nicht zu anderen.
disclaimer: Nobodys perfect. nicht mal ich 😉 niemand kann das alles immer beherzigen und leben. sei bitte einfach achtsam diesbezüglich. bemühe dich.
Well, it took years to climb that hill
And now we look up to the mountains
As high as you might climb there still
Something we should not forget
It takes seconds to fall
Seconds to fall
Could happen that you can scratch the clouds
Could happen that you come tumbling down
Could be you find yourself at the top of the stairs
Could be you’re just another clown
It takes seconds to fall, yeah
Seconds to fall
Seconds to fall, oh yeah
At the top of the stairs, nobody cares
What has been or what will come
I don’t want to preach, no, I’m not the one
But you better hear me call
It takes seconds to fall.
fury in the slaughterhouse, seconds to fall
Und wenn Du dann gefallen bist, verschlaganfallt, jemanden verloren hast oder was auch immer, was würdest Du Dir dann wohl wünschen….???
Ich wollte hier noch was über das „Anderssein“ schreiben, doch das packe ich mal in einen neuen Beitrag. Coming Soon 😉
Beratung und Vorträge
zu diesen Themen benötigt?
Ich arbeite als Psychologische Beraterin, Speakerin, Trauerrednerin, Trauerbegleiterin.
Kernthemen: psychische Erkrankungen, Umgang mit Menschen in Krisen, Befreiung aus toxischen und narzisstischen Systemen, Trauerbegleitung (trauer aller art, trauer hat nicht nur mit dem sterben zu tun).
Schreibe mir, folge mir, schenk mir likes, mach werbung für mich. Engagier mich. Danke 😉
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